Belastungskonfiguration im Krafttraining

Wie viele Wiederholungen, Sätze..?

Belastungskonfiguration
Intensität
60–70%
Anfänger
70–90%
Kraft-/Leistungssportler
Wiederholungen
pro Serie
10
Anfänger
8 – 12
Fortgeschrittene
6 – 15
Kraft-/Leistungssportler
Serien
pro Übung
1 – 3
Anfänger
3 – 4
Fortgeschrittene
3
Kraft-/Leistungssportler
Übungen pro
Muskelgruppe
2 – 3
Anfänger
2 – 3
Fortgeschrittene
3
Kraft-/Leistungssportler
Serienpausen
(Minuten)
2 – 5
abhängig von
involvierter Muskelmasse
Kontraktions-
geschwindigkeit

langsam bis zügig
Einheiten
pro Woche
2
pro Muskelgruppe

Erläuterung:
Zu der Wiederholungszahl gibt es zahlreiche Studien, die zum Teil sehr unterschiedliche Empfehlungen liefern. Bei einer umfassenden Wertung zahlreicher Studien zeigten sich jedoch bei oben genannten Wiederholungszahlen die besten Trainingseffekte. Dabei gilt es zu beachten, dass von den Werten in der Tabelle bei einem Training der Bauch- oder Wadenmuskulatur abgewichen werden sollte. Hier bieten sich Wiederholungen von bis zu 20 an, da sich diese Muskelgruppen als sehr ermüdungsresistent erwiesen haben.[1]

Zu den Serien pro Übung zählen ausschließlich die Arbeits-, nicht jedoch die Aufwärmserien. Auch hier haben sich oben aufgeführte Werte in zahlreiche Untersuchungen bewährt.[2] Beim Aufwärmen wird in der Literatur zwischen allgemeinem und speziellem Aufwärmen unterschieden. Wenn ca. 1/3 der gesamten Skelettmuskulatur beansprucht wird spricht man von allgemeinem Aufwärmen. Dies sollte vor jeder Krafteinheit beispielsweise in Form von moderatem Laufen oder Radfahren geschehen. Es genügen hierzu bereits 10 Minuten. Auch sollte vor jeder einzelnen Übung ein spezielles Aufwärmen der geforderten Muskelgruppen stattfinden.[3] So sollten zunächst 15-20 Wiederholungen der Übung bei 50 bis 70 Prozent des eigentlichen Trainingsgewichtes durchgeführt werden.[4] Die Vorteile einer kurzen Warmup-Phase liegen darin, dass sich Bewegungsabläufe einspielen, eine psychische Einstellung auf die Belastung stattfindet und das Zentralnervensystem ausreichend aktiviert wird. In der Folge minimiert sich so das Verletzungsrisiko beim Trainierenden.[5]

Die Einheiten pro Woche können je nach Auslastungsgrad in der jeweiligen Trainingseinheit variieren.[6] Um einen langfristigen Zuwachs an Muskelmasse zu verzeichnen, sollten jedoch zwei Trainingseinheiten pro Woche absolviert werden. Auf eine dritte Trainingseinheit kann vor allem aus Zeitgründen verzichtet werden, da die Leistungssteigerung kaum höher ausfällt, als bei zwei Einheiten pro Woche.[7]

Die Serienpausen sollten zwischen drei und fünf Minuten betragen, da diese Zeit nötig ist, um die Kreatinphosphatspeicher weitgehend aufzufüllen und erst so bei der nächsten Serie wieder die maximale Leistung abrufbar ist. Längere Pausen sind nicht sinnvoll, da hier die damit einhergehende marginale Leistungssteigerung zu vernachlässigen ist und die Trainingseinheit unnötig in die Länge gezogen würde.Je nach Größe der beanspruchten Muskelgruppen sollten die Pausen länger bzw. kürzer gewählt werden. Beispiel: interserielle Pause bei Kniebeugen (große Muskelgruppen) = 5 min, bei Scott-Curls (kleine Muskelgruppen) = 3 min.[8]

Die Kontraktionsgeschwindigkeit sollte so gewählt werden, dass eine Wiederholung zwischen vier bis sechs Sekunden dauert.[9] Je langsamer die Geschwindigkeit pro Wiederholung gewählt wird, desto größer fällt die energetische Belastung aus. Dies hat zur Folge, dass das Trainingsgewicht reduziert werden muss, um die gleiche Anzahl an Wiederholungen zu absolvieren.[10] Folgt man der Ansicht zahlreicher Studien, dass die einwirkende Spannung auf den Muskel das entscheidende Kriterium für einen Hypertrophieeffekt (Muskelwachstum) darstellt[11], so sollte eine Wiederholung nicht länger als sechs Sekunden dauern, da sonst die anaerobe laktazide Stoffwechselbelastung steigt, was wiederum gleichzusetzen ist mit einer Reduktion der Spannung, die auf die Muskelfasern wirkt.[12]

Um die Intensität annäherungsweise korrekt zu berechnen, kann folgende Formel herangezogen werden:
Gewicht (kg) x Wiederholungen x 0,0333 + Gewicht (kg) = 1 RM (100%) [13]
Unter 1 RM (1 Repetition Maximum) wird das sogenannte „Einer-Wiederholungs-Maximum“ verstanden. Also das Gewicht, das beim Bankdrücken beispielsweise, gerade so einmal gestemmt werden kann. Dieses Maximalgewicht entspricht nach obiger Tabelle einer Belastungsintensität von 100%.[14]

Beispielrechnung:
Man kann eine Übung mit einer 20kg Hantel gerade so 15 Mal absolvieren.
20kg x 15 Wiederholungen x 0,0333 + 20kg 30kg Maximalgewicht
Folglich sollte nach obiger Formel mit einer 30kg Hantel gerade so eine Wiederholung möglich sein. Will man nun mit einer Intensität von 70% trainieren sollte idealerweise eine 21kg Hantel (70% von 30kg Maximalgewicht) verwendet werden.

Um das Training zu perfektionieren, wird im Leistungssport, das „Prinzip der Variation der Trainingsinhalte“ verfolgt. Hier werden beispielsweise die Übungen, als auch die oben genannten Werte der Tabelle (Belastungsnormativa), periodenweise verändert, um so auch langfristig Fortschritte zu erzielen. Starke Abweichungen von oben genannten Parametern erscheinen jedoch bei einem normalen Trainingsvolumen, nicht als zweckdienlich. Lediglich bei Anfängern kann von der obigen Serienzahl in Form von einem Zirkeltraining abgewichen werden. Der Vorteil liegt hierbei zum einen darin, dass weniger Zeit für ein Training aufgebracht werden muss und darüber hinaus das Risiko von Überbelastungsschäden minimiert wird.[15] Erst im langfristigen Trainingsprozess muss der Muskel höher ausgelastet werden, um weiterhin eine Kraftsteigerung zu erfahren, bzw. um die Muskelmasse weiter zu erhöhen. Letzelter und Letzelter schreiben hierzu:

„Ein maximaler Trainingseffekt in der Querschnittsvergrößerung ist nur dann zu erreichen, wenn der Muskel auch maximal ausgelastet wird, der Muskel in den Erschöpfungszustand kommt.“[16]

Ein Training bis zur völligen Erschöpfung des Muskels sollte jedoch, lediglich der erfahrene Kraftsportler ausführen. Auch gilt es zu beachten, dass ein Training nach oben genannter Tabelle keine Garantie für ein Muskelwachstum beim Sportler darstellt. Weitere Faktoren, wie fehlende Regenerationszeiten, falsche Ernährung oder aber auch der Mangelnde Wille des Sportlers, können jegliches Muskelwachstum verhindern.[17]


[1] vgl. Wirth 2011, 2011, S. 138 ff
[2] vgl. Wirth 2011, 2011, S. 140 f
[3] vgl. Moosburger und Markmann 2009, S. 1 f. Verfügbar unter: http://www.dr-moosburger.at/pub/pub127.pdf
[4] vgl. Boeckh-Behrens und Buskies 2000, S. 80
[5] vgl. Moosburger und Markmann 2009, S. 2. Verfügbar unter: http://www.dr-moosburger.at/pub/pub127.pdf
[6] vgl. Wirth 2012, S. 24
[7] vgl. Wirth 2011, 2011, S. 147
[8] vgl. Wirth 2012, S. 23
[9] vgl. Wirth 2011, 2011, S. 138
[10] vgl. Wirth 2011, 2011, S. 134
[11] vgl. Hoffmann und Willmann 2003, S. 1. Verfügbar unter: http://user.phil-fak.uni-duesseldorf.de/~wastl/Wastl/Training/Hypertrophie_Jan%2BUwe_.PDF
[12] vgl. Wirth 2011, 2011, S. 138
[13] Wendler o.J. Verfügbar unter: http://www.crossfitcenturion.com/centurion/1rm
[14] vgl. Wirth 2012, S. 22
[15] vgl. Wirth 2011, 2011, S. 140
[16] Letzelter und Letzelter 1990, S. 227
[17] vgl. Wirth 2012, S. 25